Wenn du Leuten die Aufgabe stellst alternative Verwendungszwecke für einen alten Autoreifen oder einen Ziegelstein zu finden, werden sie mit einigen Ideen aufwarten. Aber wenn du ihnen vorher sagst, dass sie sich selbst als siebenjährige Kinder vorstellen sollen, dann sind die Vorschläge nicht nur kreativer, sondern sie kommen auch auf doppelt so vielen Ideen. Diese Studie verwendete Konditionierung um die Testpersonen kreativer zu machen.
Was sich änderte war, dass sie die Testpersonen in die Rolle von anderen hineindenken und eine andere Perspektive einbringen mussten. Homogenen Gruppen fehlen oft andere Perspektiven und sie haben eine beschränktere Anzahl an Lösungen. Das kann ein Vorteil sein, wenn man einen erprobten Weg gehen muss und inkrementelle Innovation gewünscht ist. Auch sind solche Gruppen schneller bei der Lösungsfindung und Ideen und Information verbreiten sich schneller. Ebenso tendieren diese Gruppen dazu harmonischer zu sein, weil dieselben Werte in diesen Gruppen verbreitet sind.
Werden kreative und frische Lösungen benötigt, dann sind homogene Gruppen beschränkt. Japan beispielsweise erlebt einen wirtschaftlichen Niedergang unter anderem wegen seiner hohen kulturellen Homogenität. Mehrere Effekte sind dabei im Spiel. Einer ist das Galapagos Syndrom, wo eine Lösung sehr gut für die Gruppe funktioniert, aber überhaupt nicht für andere Gruppen. Wenn du ein Unternehmen hast das in einer homogenen Gesellschaft tätig ist, dann kann das zu potenziellen Problemen führen, wenn dieselben Produkte und Dienstleistungen in andere Länder oder Gesellschaftsschichten gebracht werden sollen.
Gruppen mit hoher Diversität können homogene Gruppen übertrumpfen, wie Studien gezeigt haben. Obwohl beide Gruppen ähnliche gute Fähigkeiten haben, werden disruptive und frische Lösungen eher von diversen Gruppen entdeckt. Der Status Quo und gewisse Praktiken werden von homogenen Gruppen eher weniger hinterfragt, wie wir auch im Beispiel der Delegation aus der Möbelindustrie gesehen haben.
Ein anderer Effekt den eine homogene Gruppe beschränkt wird von Wissenschaftlern als der Gemeinsames Wissen Effekt (Common Knowledge). Eine Gruppe tendiert dazu Wissen und Informationen das die Mehrheit der Gruppe hat als wichtiger einzustufen. Randwissen und Information das nur von einer kleinen Anzahl an Gruppenmitgliedern gehalten wird erscheint als weniger wichtig um eine Lösung zu finden oder eine Entscheidung zu fällen. Gute Teams verstehen Randwissen in die Entscheidungsfindung einzubeziehen.
Ich habe das selbst bei einem Workshop in Karlsruhe vor einigen Jahren erlebt. Unser Team von vier Männern und einer Frau musste eine Lösung finden, wie wir ein Projektmanagementsystem gamifizieren – also mit Spielelementen versehen – könnten. Wir hatten einige Schwierigkeiten eine Lösung zu finden, als die einzige Frau im Team das Spiel Snakes & Ladders vorschlug. Ich muss noch ein weiteres Detail enthüllen: die Frau war aus Neuseeland, während wir vier Männer alle aus Deutschland und Österreich waren. Keiner von den Männern hatte je von diesem Spiel gehört. Aber schlussendlich lieferte uns dieses Spiel genau die Lösung, nach der wir suchten, weil wir eben Randwissen einbezogen und somit eine innovative und frische Lösung vorbringen konnten.
Menschen neigen dazu Gruppenmitglieder zu bevorzugen, die uns ähnlich sind. Deshalb versuchen wir oft in Jobinterviews Ähnlichkeiten mit einem Kandidaten zu finden. Tatsächlich sollten wir aber Kandidaten einstellen, die nicht so sind wie wir selbst, die uns ein bisschen aus der Komfortzone rausbringen, die einen anderen Hintergrund und Werdegang haben, die in anderen Netzwerken verkehren, aber wo wir trotzdem noch das Gefühl haben mit ihnen gut zusammen arbeiten zu können.
Leider ist Diversität in den meisten Unternehmen weniger verbreitet als man sich wünschen möchte. Eine Analyse der Geschlechterverteilung in Vorständen deutscher Unternehmen zeigte das drastisch. Und Japan vermittelt das Gefühl darin überhaupt aufgegeben zu haben. Die ohnehin schon ambitionslosen Ziele mehr Frauen in Managementfunktionen zu bringen wurden nun vollständig aufgehoben.
Um das Rad (oder den Autoreifen oder den Ziegelstein) neu zu erfinden muss du sicherstellen auch den Siebenjährigen im Team zu haben. Oder di zumindest vorzustellen einer zu sein.
Dieser Beitrag erschien zuerst in Englisch auf Enterprise Garage.
Ein Gedanke zu “Warum Diversität wichtig für Innovation ist”