Die Macht digitaler Unternehmen

Seit man sich in Deutschland mit der digitalen Revolution befasst, entsteht der Eindruck einer überwältigenden Kraft, die europäische Unternehmen dabei ist zu treffen. Manche Industrien sind dabei schon weiter betroffen, als andere. Die Medienbranche ist schon seit Jahren mitten drin in einer sich kontinuierlich ändernden Landschaft. Andere Industrien stehen unmittelbar davor, wollen die Änderungen aber nicht wahrhaben.

Auch wenn diese Kraft gespürt wird, ist sie selten in Zahlen gefasst. Dabei gingen bereits vor Wochen die Meldungen durch die Presse, als Tesla das wertvollste amerikanische Automobilunternehmen wurde. Und das bei einem hundertstel der produzierten Menge an Fahrzeugen. Heute steht Tesla knapp davor mit BMW den ersten deutschen Hersteller an Marktkapitalisierung zu überflügeln.

Eine Aufschlüsselung der Marktbewertungen zeigt deutlich, wie sehr Anleger unterschiedlichen Unternehmen zutrauen, für die Zukunft fit zu sein. Von den sechs größten amerikanischen Unternehmen sind fünf digitale Unternehmen. Apple, Amazon, Alphabet/Google, Microsoft und Facebook haben zusammen genommen 2.800 Milliarden Dollar an Marktbewertung. Im Vergleich dazu liegt der Wert aller dreißig im DAX gelisteten Unternehmen bei 1.100 Milliarden Euro. Davon ist das wertvollste Unternehmen ebenfalls ein digitales Unternehmen, nämlich die SAP mit 100 Milliarden Euro Bewertung.

Hinzu kommt, dass von diesen fünf digitalen US-Unternehmen zwei jünger als 45 Jahre sind (Apple und Microsoft) und drei jünger als 25 (Google, Amazon, Facebook). Auch die SAP fällt mit 45 Jahren darunter. Die führenden deutschen Unternehmen sind oft hundert Jahre und mehr alt. Siemens, BMW, Mercedes, VW, Bosch oder alle Pharmaunternehmen wurden um 1900 gegründet.

Die zwanzig größten US-Unternehmen haben einen jährlichen Umsatz von 30.000 Milliarden Dollar, fast doppelt so hoch wie das BNP der USA. Alleine Facebook erreicht mit seiner Plattform zwei Milliarden Menschen weltweit.

Der Einfluss und die Macht digitaler Unternehmen mag Managern aus traditionellen Industrien unerklärlich sein. Dabei sind Daten das neue Gold, und Mitarbeiter die damit umgehen und neue Dienstleistungen darum erstellen können die wichtigste Ressource. Konkret ist das in der Automobilbranche zu sehen. Nicht mehr die Blechbieger, sondern die Experten für Künstliche Intelligenz, Sensordaten oder Maschinenlernen sind die gefragtesten Talente. Und US-Unternehmen sind bereit Milliarden dafür auszugeben.

Der praktisch orientierte Umgang mit Daten und die Schnelligkeit mit der US-Unternehmen sich vielversprechende Talente und Start-ups aneignen lassen europäische Unternehmen alt aussehen. So sehr die handwerkliche Qualitätsarbeit von Unternehmen des alten Kontinents geschätzt wird, wenn es zu einer Disruption kommt, zählen andere Werte. Das mussten schon Kodak und Polaroid erfahren, die den besten Film und die besten Sofortbildkameras produzierten. Mit Digitalfotografie änderte sich das Paradigma, und auch wenn die Qualität digitaler Fotos anfänglich schlechter was als Film, wie mit Fotos von den Menschen umgegangen wurde läutete das Ende dieser großen Unternehmen ein.

Die Zahlen und Fakten hinter der Macht von digitalen Unternehmen machen deutlich, wie nahe wir davor stehen, traditionelle Unternehmen bei uns zu verlieren. Hier ist eine Übersicht, wie diese digitalen Giganten ihr Geld verdienen.

Dieser Beitrag ist auch auf Englisch erschienen.

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