Schnell war ich schon immer. Beim Studium in weniger als der Mindeststudienzeit, beim Schreiben von Büchern, und beim Gehen. Was meine Mitspaziergänger immer aus der Puste bringt, schien mir normal. Langsames Gehen konnte ich nie ausstehen.
Je älter ich werde, desto bewusster versuche ich, mein Schritttempo zu halten. Ich will doch nicht alt erscheinen. Beim Stiegensteigen manifestiert sich das auf kuriose Art. Dort nehme ich aus Prinzip immer zwei Stufen auf einmal, um mir zu beweisen, dass ich noch nicht alt, sondern nach wie vor ein junger Hupfer bin. Wenn ich das einmal nicht mehr kann, dann sollte ich wohl gleich doch mit dem Badetuch meinen Platz am Grab reservieren.
Mein schnelles Gehen wurde mir nun in einer neuen Studie der Duke Universität als etwas Positives bestätigt. Nicht nur sind schnelle Geher biologisch jünger, sie haben auch einen höheren IQ. 904 Probanden, die zwischen 1972 und 1973 geboren wurden, wurden von den Forschern zu Geh- und Intelligenztests gebeten. Dabei zeigte sich, dass das schnellste Fünftel einen um durchschnittlich 16 Punkte höheren IQ hatte, als das langsamste Fünftel. Das letzte Fünftel war dabei zwischen dem 26. und 45. Lebensjahr biologisch betrachtet um 5 Jahre mehr gealtert, also die schnellsten zwanzig Prozent. Und sie waren weniger gesund, hatten mehr Wehwehchen, und eine weniger dicke Hirnrinde.
Es war schon vorher bekannt, dass mehr Bewegung Demenz hinauszögern kann, deshalb wird Gehen von Ärzten als eine Methode zur Demenzvorbeugung empfohlen. Aber dass sich zumindest die Gehgeschwindigkeit so stark auf Intelligenz auswirken kann, überraschte auch die Forscher.
Das bedeutet nicht, dass man noch mehr und schneller gehen soll. Dazwischen sollte man auch etwas lesen und lernen. Sonst wären ja Marathonläufer und Triathleten die klügsten Köpfe. Und meiner Meinung nach muss man schon ziemlich deppert sein, gar so viel zu laufen.
Wie auch immer, von nun an ich werde meine Gehgeschwindigkeit noch bewusster hoch halten, und drei Stufen beim Stiegensteigen nehmen. Ohne Schmerz keine Intelligenz!
PS: Wie ist das eigentlich mit schnellem Essen? Ich bin nämlich schon damit fertig, während meine Tischnachbarn noch immer ihre #foodporn-Bilder für Instagram von ihrem Essen aufnehmen. Ich warte schon auf die nächste Studie, ich kann mir das Ergebnis aber schon ausmalen.
Dieser Beitrag ist auch auf Englisch erschienen.
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