Welche konkreten Maßnahmen gibt es, die Regierung und Behörden eines Landes vornehmen können, um eine Startupkultur zu fördern? In diesem Beitrag schauen wir uns einige Vorschläge an und verweisen auch auf den Volkswagenskandal, der einer Startupkultur in Deutschland gewaltigen Anschub geben könnte.
Zuerst einmal gibt es einige offensichtliche und bereits oft erwähnte Maßnahmen:
- mach es einfach ein Unternehmen zu gründen
(online, keine oder niedrige Gebühren, Ausschaltung von aufgezwungenen Zwischenverdienern wie Notaren oder Rechtsanwältem, niedrige oder keine Stammkapitalanforderungen) - Steuerbefreiungen für Startups und Investoren
- ein Insolvenzgesetz das einen gescheiterten Startupgründer nicht auf Jahre hinaus zu einem rechtlichen Außenseiter macht, sondern einen raschen Neustart erlaubt
(Hinweis: Scheitern ist eine Grundvoraussetzung fürs Lernen; Gehen lernen ist von oftmaligem Hinfallen begleitet) - Schaffe ein Programm mit dem vielversprechende Startups in Silicon Valley Akzeleratoren und ähnliche Innovationsregionen reinschnuppern können, ohne dabei den Ausverkauf an das Ausland zu befürchten; tatsächlich haben andere Länder (Israel, Ungarn) vorgezeigt, dass Startups die erfolgreich in USA sind dem Heimatstandort auch dienen, indem die R&D-Niederlassung daheim auch mitwächst
Und dann gibt es einige weniger offensichtliche Maßnahmen, die auch immense Breitenwirkung haben können.
- Regierungsstellen und Behörden selbst sollen zu Kunden von Startups werden
(Behördenstellen haben große Marktmacht, aber die Anschaffungsprozesse sind auf groß Anbieter mit viel Ressourcen und Zeit ausgerichtet und benachteiligen Startups) - bewirb Startups in gib ihnen ein Forum in den eigenen Veranstaltungen und durch die eigenen Kanäle (Handelskammer, Außen-/Exportwirtschaft, Wirtschaftsministerium) und nicht nur die großen Unternehmen, die großen Einfluss auf die Regierung haben
- schaffe eine Stelle eines Startupkoordinators (idealerweise jemand mit Startup- oder unternehmerische Erfahrung) der direkt an den Kanzler/Premierminister berichtet
- gib Startups eine Stimme in Regierungsinitiativen (ein Beispiel wie es *nicht* zu machen ist ist die deutsche Industrie 4.0 Initiative, die Startups völlig außen vor ließ)
- schaffe das Fach Unternehmertum in allen Ausbildungsfächern; idealerweise bereits in der Volkssschule
- stelle Investmentfonds und ein Programm bereit, das private Investitionen in Startups verdoppelt (Israel hat solch ein Programm, das sehr erfolgreich ist)
- richte Techshop/Fab Lab-ähnliche Werkstätten ein, um Makerspaces öffentlich zugänglich zu machen; betrachte das als das Äquivalent zu Bibliotheken für das 21. Jahrhundert
(mehr zu Thema im Beitrag Innovation durch Makerspaces) - sponsorn von Startupveranstaltungen (Web Summit Irland, Pioneers Festival in Österreich, usw.)
- Immigrationsreform, die es talentierten Menschen erlaubt sich rasch im Lande niederzulassen (vergleichbar zu den H1-B Visum oder der GreenCard in den USA)
Klarerweise ist das nur ein erster Schritt und Startups sollten auch Vorschläge unterbreiten. In Österreich macht das beispielsweise bereits AustrianStartups die als Lobbyingorganisation auftritt und Vorschläge macht, was Startups benötigen. In England hat eine Gruppe namens Coadec ein Startup Manifesto veröffentlicht, das auch lesenswert ist.
Desweiteren gibt es in Europa die Tendenz alles zu überregulieren, vor allem in den Bereichen Datenschutz, Urheberrecht, und vor allem Arbeitnehmergesetze, die alle zusammen genommen einen nicht zu unterschätzenden Wettbewerbsnachteil für Europa darstellen.
Beispiele die man sich ansehen kann stammen aus:
Und zum Abschluss eine Ausführung, wie die deutsche Regierung die Implosion eines großen Industriegiganten durch die oben genannten Ansätze als Chance nutzen kann, um eine Startupkultur zu schaffen: Warum die Volkswagenkrise eine Chance für Deutschland ist