Tesla macht Verlust – und warum das momentan gut ist

„Aber Tesla macht doch keinen Gewinn. Gerade haben sie massive Verluste bekannt gegeben!“ Das süffisante Grinsen des Managers einer deutschen Firma weicht rasch dem ungläubigen Staunen „Und trotzdem stieg der Börsenkurs und ist auf hohem Niveau, das verstehe mal einer.“

Es stimmt, Tesla verliert Mitte 2015 pro verkauftem Model S an die 4000 Dollar, wie eine Reuters-Schlagzeile berichtete. In normalen Unternehmen würde das sofort zu radikalen Sparmaßnahmen, einer Umstrukturierung, Entlassungen oder vielleicht gar der Einstellung der verlustbringenden Sparte folgen. Tesla ist aber kein normales Unternehmen, das Produkt ebenso nicht, und der Automobilmarkt steht vor einem dramatischen Umbruch. Deshalb treten andere Regeln in Kraft, die außerhalb des Silicon Valley nur schwer verständlich sind.

Deutsche Startups die über das German Accelerator-Programm des Wirtschaftsministeriums (bei dem ich einer der Mentoren bin) für drei Monate nach Palo Alto kommen, berichten bei ihren Präsentationen oft stolz dass sie bereits profitabel sind. Für die hiesigen Investoren ist das ein schlechtes Zeichen. Das bedeutet, dass das Startup nicht genug Aufwand treibt um das Unternehmen zu vergrößern und den Markt zu besetzen bevor mögliche Mitbewerber eintreten und den Markt streitig machen.

Und das ist was Tesla macht. Die Verluste von 47 Millionen Dollar im zweiten Quartal 2015 sind vor allem auf den Ausbau von Infrastruktur zurück zu führen. Sowohl die Gigafactory in Reno, in der die Batterien für das künftige massentaugliche Tesla Model 3 und die Haushaltsbatterien gefertigt werden sollen, der weltweite Ausbau der Tesla-Ladestationen, sowie die Vorbereitung auf die Produktion des Tesla Model X gehen ins Geld. Aber das ist die Investition für das erwartete Wachstum. Tesla bereitet sich darauf vor den De-facto-Standard für Elektrofahrzeuge zu setzen, den Markt für Batterien zu beherrschen, und die Konsumenten mit leistungsfähigen Elektrofahrzeugen in Masse zu versorgen.

Tesla-Chef Elon Musk drückte diese Einstellung zu Gewinn und Verlust ganz konkret in einem Interview mit dem Handelsblatt aus. Auf ein Zitat von Daimler-Chef Dieter Zetsche, der sagte „Niemand wird mit elektrischen Autos Geld machen.“ Darauf antwortete Musk mit:

„Ich stimme zu, wir können nicht auf ewig Verluste schreiben. Dieses Jahr investieren wir sehr viel in den Produktionsbeginn des Model X, und langfristig auch dem Model 3. Unser Ziel ab dem nächsten Jahr ist es Cashflow-positiv zu sein. Aber ich würde das Wachstum nicht verlangsamen nur um profitabel zu sein.“

Ein Testbericht des Manager Magazins vom Februar 2014 zum BMW i3, bei dem der Testfahrer an den Ladestationen scheiterte, warf ein weiteres Schaglicht auf die Unzulänglichkeiten bei der Einführung von elektrischen Fahrzeugen in Deutschland. Von nicht freigeschalteten Ladekarten, nur zu Bürozeiten geöffneten Ladesäulen, Nichtannahme von Kreditkarten, oder baulichen Hindernissen die das Fahren und Auftanken mit Elektroautos behinderten reichte das Spektrum und zeigte auf, wie Stromanbieter neue Trends und Geschäftsmodelle einfach verschlafen, nur halbherzig vorgehen, und durch andere Gründe zu entschuldigen versuchen.

Traditionelle Geschäftsmodelle stellen die grundlegende Frage „Wie kann ich Umsatz generieren?“ Das Silicon Valley ist vermutlich der einzige Platz auf der Welt, wo man diese Frage nicht beantworten muss, sondern wie man Wert für den Kunden schafft.

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus meinem Buch Die Silicon-Valley-Mentalität: Was wir vom Innovationsweltmeister lernen und mit unseren Stärken verbinden können, das ab Anfang 2016 in Buchhandel verfügbar sein wird. Das Buch kann auch direkt beim Verlag bestellt werden, oder online auf Buchhandel.de oder Amazon.de.

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