Vor ein paar Jahren entfiel kurzfristig ein geplanter Termin beim Besuch einer Delegation im Silicon Valley. Um die Zeit zu überbrücken saßen wir mit der Handvoll Teilnehmer in einem Café und improvisierten. Dabei kamen wir auch auf Mission Statements, diese oft lang gewundenen, zur Inspiration gedachten Firmenziele und -motivation zu sprechen, und wie unverständlich sie oft wären. Oft gibt die Anzahl der Wörter in einem Mission Statement einen Einblick, wie viele Manager daran bei einem Offsite beteiligt waren. Ist es 60 Worte lang, waren 60 Manager daran beteiligt.
Abgesehen von der Länge sind sie auch oft mit aktuellen Buzzwords vollgespickt, die nichtssagend sind, die man sich überhaupt nicht merken kann, und oft aktuellen Moden folgen. Dabei sind gerade die kürzesten Mission Statements am effektivsten.
Tesla: Den Umstieg der Welt auf erneuerbare Energieträger zu beschleunigen. (Tesla’s mission is to accelerate the world’s transition to sustainable energy.)
Southwest Airlines: Menschen mit dem verbinden was in ihrem Leben wichtig ist mit freundlichem, zuverlässigem und günstigen Flugverkehr. (To connect People to what’s important in their lives through friendly, reliable, and low-cost air travel.)
SpaceX: Den Raumflug zu ermöglichen um Menschen zu einer Spezies zu machen, die mehrere Planeten besiedelt. (To enable the space flight capabilities necessary to make human life multiplanetary – or more specifically enable a self sustaining human civilization on Mars.)
Charaktistiken
Die Charakteristiken eines guten Mission Statements umfassen Kürze und Verständlichkeit. Auch der einfachste Mitarbeiter soll dieses verstehen und Handlungen für sich ableiten können. Und sie sollen inspirierend sein, und weniger Arbeitsausführungen sein.
Wenn wir den Salat mit Schimmelkäse zum Menü für die erste Klasse hinzufügen, hilft uns das unseren Kunden bei ihrem Ziel zu helfen und günstigste Flüge anzubieten? Hilft uns der Betrieb von Benzintankstellen beim Umstieg auf erneuerbare Energie?
Diese Fragen lassen sich rasch beantworten und das Mission Statement dient als Maßstab. Während uns Mission Statements für Unternehmen nichts Unbekanntes sind, haben viele Menschen für sich selbst darüber nie nachgedacht.
Was ist dein persönliches Mission Statement?
In Workshops und mit Delegationen gebe ich diese Frage als Aufgabe. Und dann beginnt das angestrengte Nachdenken. Fast niemand hat jemals darüber nachgedacht. Viele probieren zuerst mal das Mission Statement in ein privates und berufliches zu trennen. Den meisten gelingt es eines vage zu definieren, das sie im beruflichen Leben beschreibt, auch so manch eines voll gestopft ist mit Schlagworten, die sehr steril klingen.
Hier ist eines, mit dem eine Rechtsanwältin für ein großes Schweizer Unternehmen ihr berufliches Mission Statement benannte:
Ich komme immer dann hinzu, wenn die Kacke am Dampfen ist und ich das Problem fixen muss.
Es war weniger ein Mission Statement, als vielmehr eine Beschreibung ihrer Arbeit. Mit einem persönlichen Mission Statement tat sie sich allerdings schwer. Mit ein bisschen Nachfragen und Umformulieren kamen wir letztendlich auf eines, das positiver klang und zugleich auch ihr persönliches Mission Statement beschrieb:
Ich verwandle Albträume in schöne Träume.
Da die Teilnehmer bei der Aufgabe nach dem Mission Statement oftmals auf der Suche nach dem Verständnis zu Innovation und Kreativität sind, kommt auch oft folgendes Statement vor:
Ich helfe Menschen ihr kreatives Potenzial auszuschöpfen.
Varianten davon sind:
Ich stehe Menschen bei ein glückliches Leben zu führen.
Beim nächsten Mission Statement, das sehr kurz und knapp war, gab es längere Diskussionen, wer dazu zählt:
Family first!
Ist Familie im Sinne von Ehegatte und Kindern, Eltern, Verwandten, Freunden, vielleicht sogar Arbeitskollegen, Gemeinde, Vereinsmitglieder und ähnliches gemeint? Hier waren sich der Teilnehmer und die Gruppe nicht einig.
Ein Teilnehmer bemerkte nachdem er allen zugehört hatte, dass die vorgebrachten Mission Statements aller Teilnehmer irgendwie so ausgerichtet waren, dass sie anderen Menschen zugute kommen. Die Mission Statements hatten andere Menschen im Fokus und wie man diesen helfen kann.
Warum?
Warum beschäftigen wir uns mit persönlichen Mission Statements? Weil sie uns helfen unseren persönlichen Lebenszweck nicht aus den Augen zu verlieren. Ein Mission Statement hilft zur Kalibrierung und dem Fokus auf das wirklich wichtige. Wenn ich im Beruf unzufrieden bin, dann stimmen persönliche und berufliche nicht mehr überein. Sie driften auseinander.
Bin ich mir über mein persönliches Mission Statement nicht im klaren, dann fühle ich, dass ich unzufrieden bin, kann aber nicht klar genug beschreiben warum das so ist. Ein persönliches Mission Statement erlaubt mir diese Diskrepanz rascher zu erkennen, die Ursachen zu beschreiben und entsprechend zu handeln.
Bevor ich dir meines verrate, habe ich eine Frage an dich: Was ist dein Mission Statement?
Dieser Beitrag ist auch auf Englisch erschienen.