Oft beschreibt man das Silicon Valley als diese mythische Gegend in und um San Franciscos mit dem irgendwie nicht erfassbaren Mindset, das solche Unternehmen wie Apple, Google, Facebook, Tesla oder Uber hervorgebracht hat. Und doch ist das etwas, was vielen Kopfzerbrechen bereitet. Manager und Executives die ins Silicon Valley pilgern um zu verstehen, was hier und vor allem wie es geschieht, bereitet das Beobachtete oftmals Verständnisschwierigkeiten. Sie versuchen aus ihrer Wirtschaftswelt Bekanntes mit dem im Silicon Valley erfahrenen zu vergleichen, und doch resultiert vor allem Verwunderung und Kopfschütteln daraus.
Silicon Valley
Betrachten wir das Silicon Valley als etwas Greifbares, dann ist es eine Maschine, die dazu erschaffen und optimiert worden ist, Unternehmen zu produzieren. Und nicht nur irgendwelche Unternehmen. Wir reden hier nicht von Unternehmen mit bekannten Geschäftszweigen, die in den üblichen Industrien mit den bekannten Technologien und Geschäftsmodellen operieren. Das können andere Regionen der Welt auch sehr gut, und ist etwas was sich viele Regierungen und Handels- bzw. Wirtschaftsorganisationen als Ziel auf die Fahnen geheftet haben, und es mit allen möglichen Mitteln fördern.
Wir sprechen beim Silicon Valley von Unternehmen, die Technologien entwickeln, Geschäftsmodelle anwenden, und Märkte schaffen, die es in diesen Formen und Kombinationen vorher nicht gegeben hat. Damit weiß man auch im Vorhinein nicht, ob aus einer bestimmten Kombination und Form etwas Bleibendes wird. Es ist viel eher wahrscheinlich, dass dieser Ansatz nicht überlebensfähig ist. Zumindest nicht heute, mit diesem Team, mit der entwickelten Technologie oder dem politischen bzw. dem regulatorischen Umfeld. Aber doch gelingt es der Silicon-Valley-Maschine überraschend häufig etwas zu schaffen, das nicht nur bleibt, sondern auf diesem Weg ganze Industrien und Wirtschaftszweige für immer verändert.
Traditionelle Unternehmen
Ein neuer Friseurladen ändert üblicherweise nicht die Industrie. Eine weitere Spedition hinterfragt nicht das Geschäftsmodell. Ein neuer Hersteller eines billigeren Smartphone ändert nicht grundlegend das Verhalten seiner Kunden. Sowohl die Kunden, das Produkt bzw. die Dienstleistung und die Preise sind bekannt. Ja selbst die Gewinnmarge weiß man und kann damit vergleichen wie gut man selbst im Geschäft ist.
Drumherum haben sich somit Wirtschaftskennzahlen und Best-Practices entwickelt, mit der man solch ein Unternehmen aufbauen, gut wirtschaften, expandieren und überleben kann.
Start-Ups
Start-Ups, sozusagen die Baby-Phasen von Unternehmen im Silicon Valley, wissen all das nicht. Sie wissen nicht, wer die Kunden sind, was eigentlich das angebotene Produkt oder die Dienstleistung ist, und auch nicht wie man damit Geld verdient. Es kann sogar sehr lange und viele Misserfolge dauern, bis man all das versteht. Weil eben alles neu ist, müssen Start-Ups ihre Annahmen und Hypothesen austesten, und das kostet Geld.
Sobald ein Start-Up verstanden hat, was der neue Markt ist, wer die Kunden sind und wie damit Geld zu verdienen ist, können sie skalieren. Und ab diesem Zeitpunkt wird es meistens teuer, vor allem wenn es sich um ein Unternehmen handelt, das Netzwerkeffekte auszunutzen versucht. Da wird alles getan, um den neu geschaffenen Markt zu Monopolisieren.
Maschine
Und dafür bietet das Silicon Valley alle Ressourcen und Prozesse an, damit ein solches Start-Up entstehen, testen, skalieren, und den Markt monopolisieren kann. Wie bei einem Produktionsprozess werden Ressourcen wie Talente und Geld der Blaupause der Idee zugeführt, erfahrenes Management in Form von Angels, Venture Capitalists, Rechtsanwälten, Technologieexperten, Serienunternehmern herangezogen, und in jedem Produktionsstadium entsprechende Organisationsstrukturen und Kennzahlen angewandt. So wie bei der Herstellung eines Produktes zuerst mal Kosten anfallen, bevor das fertige Produkt Geld verdient und das Unternehmen profitabel macht, genauso ist der Aufbau des Unternehmens vom Start-Up bis hin zum gestandenen Unternehmen kapitalintensiv.
Und diese Aufwände sind oft im Vorhinein nicht abschätzbar, da es eine Vergleichswerte gibt. Immerhin reden wir hier von Unternehmen, die dabei sind neue Märkte für ihre neuen Produkte und Technologien zu schaffen.
Ist einem das bewusst, dann ist auch leichter zu verstehen, welche Ansätze aus dem Silicon Valley mir selbst in einer üblicherweise traditionellen Industrie helfen können gegenüber Änderungen im Markt widerstandsfähiger zu werden und vielleicht Teil und Nutznießer, aber nicht Roadkill de Silicon Valleys zu werden.
Dieser Beitrag ist auch auf Englisch erschienen.
2 Gedanken zu “Die Silicon-Valley-Maschine”