Daran gedacht hatte ich lange, aber im Dezember 2019 war es dann soweit. Ich stieg in den Flieger nach Südamerika und machte mich auf den Weg zur Osterinsel. Das bemerkenswerteste an der Insel, die mehrere tausend Kilometer vom nächsten Festland mitten im Pazifik liegt, sind die als Moai bekannten Steinstatuen. Fast 900 Statuen sind über die ganze Insel verstreut und wurden über einen Zeitraum von mehreren hundert Jahren auf Plattformen errichtet. Warum, weiß man heute nicht mehr so genau. Vermutet wird, dass sie sowohl religiösen Charakter hatten, in denen sich die Seelen der Vorahnen vereinten und die den Einwohnern Schutz geben sollten, aber auch deren Zahl scheinbar auch durch einen Wettbewerb zwischen den gut einem dutzend verschiedenen Einwohnergruppen (Clans) angefacht worden waren.
Die Osterinsel ist vulkanischen Ursprungs, insgesamt drei Vulkankegel begrenzen die Insel. Der erste brach vor drei Millionen Jahren aus, letzte aktive Vulkan erlosch vor 10.000 Jahren. Aus dem vulkanischen Material sind auch die Statuen und deren Aufsatz geschnitzt. Letzterer, der aus einem rötlichen Vulkanmaterial vom Südende der Insel stammt, ist kein Hut, sondern ein Haarknoten, auch als Pukao bekannt.
Die Statuen waren alle aus demselben Steinbruch Rano Raraku im Norden der Insel geschnitzt und mit Holz und Seilen zu ihren Standorten um die Insel herum transportiert worden. Da die Insel Heim der größten bekannten Palmenart gewesen war, hatten die Einwohner die Rohstoffe nicht nur für die Schiffahrt, sondern auch um die Statuen zu transportieren. Mit den Jahren wurden die Statuen immer größer und mussten enorme Ressourcen verschlungen haben.
Die Insel wurde vermutlich vor 1200 Jahren zwischen 600 und 900 unserer Zeitrechnung von Polynesiern besiedelt und 1721 dann von Europäern uf der Suche nach der Terra Australis entdeckt. Weil es ein Ostersonntag war, nannte sie der niederländische Entdecker Jacob Roggenveen “Osterinsel”. Die Insel bot aber keine Ressourcen und nach nur einem Tag und Gefechten mit den Einwohnern verließen die Europäer die Insel wieder. der nächste Kontakt sollte erst wieder 50 Jahre später sein.
Tatsache ist, dass die Statuen bereits im frühen 19. Jahrhundert alle umgestoßen worden waren, und mit dem Gesicht auf dem Boden lagen. Die gängigste Theorie für die Hintergründe liegen in einer Ressourcenverknappung, die zu Konflikten zwischen den Clans geführt hatte. Waren ursprünglich 70% der Inselfläche mit Palmen bewaldet, waren Ende des 18. Jahrhunderts keine Bewaldung mehr vorhanden. Die Abholzung der Palmen für die Statuen war nur ein Grund, ein anderer war das Mitbringen der polynesischen Ratte gewesen, die die Palmfrüchte liebte und sie so langsam ausrottete.
Diese Verknappung führte zum Zusammenbruch der Bevölkerung, die sich in Konflikten und dem Umwerfen der Statuen manifestierte. Die Bevölkerungszahl sank von einem Hoch von knappen 10.000 auf 1.500. Peruanische Sklavenhändler machten dann der Bevölkerung und der Kultur den Garaus. Die entführte Bevölkerung beinhaltete auch die Stammeshäuptlinge und Stammesältesten, die die alten Geschichten und Traditionen mit sich in den Tod als Sklaven nahmen. Ende des 19. Jahrhunderts gab es gerade noch 111 Rapanui.
Heute leben knapp 8.000 Menschen auf der zu Chile gehörenden Insel, die Hälfte davon Eingeborene. Die Touristenzahlen stiegn von 4.000 in den 1990er Jahren auf 120.000 im Jahr 2018 an. Die Insel ist ein Schatz der Menschheit und absolut sehenswert, aber auch sehr zerbrechlich.
1994 wurde auf der Insel von Kevin Costner als Produzent ein aufwendiger Film gedreht, die die Geschichte der Menschen in einer dramatischen Geschichte erzählt. Die Dreharbeiten vor Ort hatten übrigens einen gewaltigen Einfluß auf die Menschen, weil viele von ihnen zum ersten Mal Geld erhielten und sich aus ihrer Armut befreien konnten.
Für uns Menschen und Unternehmen hat die Geschichte der Osterinsel Lehren parat, die aktuelle sind als je zuvor. Wir müssen mit unseren Ressourcen umgehen lernen. In Zeiten des von uns verursachten Klimawandels ein ganz wichtiges Thema.
Dieser Beitrag ist auch auf Englisch erschienen.
Ein Gedanke zu “Auch Statuen brauchen Ressourcen”