Schauspieler wissen, dass sie nie den Publikumserfolg erringen werden, wenn sie mit Kindern oder Tieren auf der Bühne oder vor der Kamera stehen. Man wird zum Statisten. Es ist etwas daran, dass wir Kindern und Tieren unsere Sympathie entgegenbringen. Das zeigt sich auch in Filmen, die am Land spielen. Dargestellt werden blühende Landschaften mit glücklichen Tieren. Die britische TV-Serie Der Doktor und das liebe Vieh, die zwischen 1977 und 1990 gedreht worden war und in humoristischer Weise das Leben von Tierärzten und der Bevölkerung von Yorkshire Dales zeigt, oder der Film Ein Schweinchen namens Babe aus dem Jahr 1995, in dem ein sprechendes Schweinchen auf einem Bauernhauf in Australien zum Hauptdarsteller und Publikumsliebling avancierte, waren solche nach bewährtem Muster gestrickten Filme.
Dieser verklärte Blick auf das Landleben wird der Realität vieler Nutztiere allerdings nicht gerecht. Auch wenn immer mehr Gesetze und Regeln erlassen werden, die diesen Tieren ein humanes Leben ermöglichen sollen, indem Freilauf oder größere Käfige und Ställe vorgeschrieben werden, sind wir Menschen doch weit davon entfernt, zu verstehen, ob das die Tiere glücklich macht.
Jawohl, es geht um Tierglück. Und auch die Bemühungen von Menschen, dieses besser zu verstehen. Und da kommt überraschenderweise künstliche Intelligenz ins Spiel. Ja, genau die, die uns gemäß den Skeptikern versklaven oder gleich ganz töten wird. Auf der Universität von Kopenhagen haben Forscher ein KI-basiertes System entwickelt, das anhand des Grunzen und Quieken der Schweine erkennen kann, ob die Schweine glücklich oder über gelaunt sind.
Ein neuronales Netzwerk wurde mit einem 7.414 Geräusche umfassenden Datensatz gefüttert. Diese Audiodateien stammten aus 19 verschiedenen Situationen, die von Schweinen beim Fressen, untereinander Kämpfen, Laufen, oder auf dem Weg zum Schlachthaus aufgenommen wurden. Die Geräusche wurde von Tierverhaltensexperten dann bewertet. Geräusche von einem Schwein beim Fressen oder bei der Wiedervereinigung mit der eigenen Familie wurden als positiv kategorisiert, die von Kämpfen oder auf dem Weg zum Schlachter als negativ eingestuft.
Das Ergebnis: das KI-System konnte mit 91,5-prozentiger Genauigkeit die Stimmung der Schweine und mit 91,5-prozentiger Genauigkeit die jeweilige Situation erkennen. Mit diesen System wollen die Forscher den Landwirten ein Werkzeug in die Hand geben, dass sie besser auf die Bedürfnisse der Tiere eingehen lässt.
Solch ein System kann auch auf andere Domänen angewandt werden. Zoundream, ein in Basel und Barcelona tätiges Unternehmen, arbeitet an einer Sentimentanalyse von Babygeräuschen. Schreie und Weinen sollen entsprechend interpretiert werden, damit Eltern verstehen, ob das Baby Hunger verspürt, Schmerzen oder Blähungen hat, oder einfach nur in die Arme genommen werden will.
Vielleicht kommen wir dank KI einmal soweit, dass wir mit Tieren und Babys sprechen können. Und sie uns dann vielleicht sagen, dass sie nicht mehr in unseren Filmen mitspielen wollen. Bis dahin: Oink Oink!