Drohnenkrieg und KI: Die Zukunft des Krieges ist angekommen

Die Welt vor 15 Monaten, als die russische Armee in der Ukraine einmarschiert ist und seither das Land in Schutt und Asche gelegt und Menschen getötet, gefoltert und vergewaltigt hat, ist in vieler Hinsicht eine andere geworden. Flüchtlinge, Leid, wirtschaftliche und politische Isolation Russlands und Solidarität mit der Ukraine.

Doch speziell eine Tatsache hat sich geändert: die Art, wie Kriege geführt werden. Zwar sehen wir wir vor mehr als hundert Jahren wieder einen Stellungskrieg mit Schützengräben und Artilleriebombardierungen, doch oft aus der Vogelperspektive. Denn hunderttausende Drohnen sind nun die unersetzlichen Begleiter der Brigaden, die Aufklärung und Tod bringen. Was damit begann, handelsübliche Drohnen um wenige hundert bis zigtausende Euro zur Aufklärung und Positionsbestimmung von Zielen einzusetzen, setzte sich schnell in sehr improvisierte Granatenabwurfdrohnen und dem Einsatz von Kamikaze-Drohnen fort. Während erstere Soldaten in Schützengräben oder stehende Panzerfahrzeuge zu attackieren, stürzen sich letztere auf fahrende Fahrzeuge oder Gebäude.

Bislang waren Drohnen vor allem einzeln im Einsatz, doch immer mehr werden nun Drohnenschwärme ausgesandt. Die Zahlen selbst sind erstaunlich. So soll die Ukraine pro Monat alleine mindestens zehntausend verlieren. Mit anderen Worten: die russische Luftabwehr vernichtet diese pro Monat.

Mit den jüngst erfolgten Drohnenangriffen auf Moskau, wo man im Februar 2022 von einer dreitägigen militärischen Spezialoperation ausging, ist der Krieg nun auch in die russische Hauptstadt getragen worden. Und auch das ist erstaunlich, denn Moskau liegt von der ukrainischen Grenze über 600 Kilometer entfernt. Und doch ist ein Schwarm von zwei Dutzend ukrainischen Drohnen nach Moskau gelangt und hat den Russen vor Augen geführt, wie Krieg vor der eigenen Haustür aussehen kann. Und das wird nicht das Ende sein.

Wie im folgenden Twitter-Thread der Militärspezialist Trent Telenko und andere erklären, hat die Ukraine den weltweiten Markt an Langstreckendrohnen mit einer Reichweite von mehr als 650 Kilometern leer gekauft. Von diesen FPV-Drohnen soll die Ukraine zwischen 50.000 bis 100.000 Stück erworben haben. Und das bedeutet nichts Gutes für Russland. Denn sollte die Ukraine hunderte Drohnen zu einem Stückpreis von unter 100.000 Euro auf einmal gegen Moskau losschicken, dann sind die russischen Flugabwehrraketen sehr rasch überfordert und leergeschossen. Ein großer Teil der Drohnen wird es in ihre Ziel schaffen, wie beispielsweise das Verteidigungsministerium. Wenn dort hunderte Drohnen auf einmal einschlagen, dann ist das Gleichgewicht massiv verschoben.

Nicht nur das: in Verbindung mit künstlicher Intelligenz können diese Drohnenschwärme sich koordinieren und die besten Ausweichmanöver und Flugrouten auswählen. Und das alles für vergleichsweise wenig Geld. Wenn eine Patriot oder SAM-Flugabwehrrakete über eine Million Euro und mehr kostet um eine Drohne von weniger als 100.000 Euro abzufangen, dann werden Verteidiger rasch in den Ruin getrieben. Die teuren und glänzenden “Spielzeuge” vieler Militär, nämlich dutzende Millionen Euro teure Kampfflieger oder Milliarden Euro teure Flugzeugträger, werden damit rasch zu Relikten aus der militärischen Vergangenheit. Eigentlich ist der Tom-Cruise-Film Top Gun Maverick schon bei seinem Erscheinen 2022 ein Historienfilm gewesen.

In nur 15 Monaten des russischen Aggressionskrieg gegen die Ukraine hat sich die militärische Welt geändert. Und die Ukraine führt das mit ihrer ersten Drohnenbrigade vor. Nun noch KI hinzufügen, und wir kommen dem Skynet aus den Terminatorfilmen rasch näher.

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