Auf dem Weg zum Biergarten in München vorbei am Gebäude des Bayerischen Rundfunk hielt mich vor zwei Wochen ein Kamerateam eben dieses Fernsehsenders an. Ob ich denn Zeit für einen kurzen Kommentar hätte? Hatte ich, war ich doch ohnehin schon zu spät gewesen und auf die eine Minute kam es nun auch nicht mehr an.
Was wollte der BR wissen? Nun, dazu zeigte man mir zuerst mal dieses Video eines bayerischen Bergwanderers, der brach, nachdem er erkennen musste, dass nach seinem dreistündigen Gipfelaufstieg die Berghütte geschlossen hatte und es damit für ihn kein Helles als Belohnung geben würde, in wüstes Fluchen aus. Aber sieh doch selbst:
Gäbe es, fragte mich der Interviewer, Gründe, wo Fluchen und Schimpfen erlaubt sei? Angesichts dieses tragischen Beispiels bejahte ich klarerweise. Und vor allem wusste ich, dass, laut Studien, Leute die Fluchen als ehrlicher und intelligenter angesehen werden.
Ob ich denn auch fluchen würde? Klar, zuerst aber immer vergewissere ich mich, ob denn keine Kinder in der Nähe wären. Und als Schriftsteller sehe ich Schimpfworte durchaus als geeignetes Stilmittel, um Kontraste zu schaffen. Speziell auch im Kabarett kann dieser plötzliche Unterschied zwischen Hochsprache und Schimpfwort humoristisch wirken.
Das zeigt schon der amerikanische Standup-Comedian Lewsi Black, der offiziell eingeladen worden war, vor US Politikern aufzutreten. Wer Black kennt, weiß, dass sein Programm gespickt ist mit bestimmten Schimpfworten. Doch genau das sollte er für den Auftritt vor der politischen Elite und in einem nach einem bekannten US-Politiker benannten Veranstaltungszentrum vermeiden.
Lewis Black nahm das zum Anlass, diese Anforderung in der ihm bekannten Art zu kommentieren. Auf der einen Seite seien diese Politiker so sensibel, dass das Wort “Fuck” bei ihnen Tränen und Verstörungen hervorrufen würde, aber auf der anderen Seite kürzen sie Sozialgelder oder erklären anderen Ländern den Krieg ohne mit der Wimper zu zucken.
Wie auch immer, sollte man nun fluchen? Warum nicht? Hilft einem das? Vielleicht. Macht man sich bei anderen beliebter? Kommt auf den Zusammenhang an. Jedenfalls können wir sagen, sollte die Studie stimmen, dann müssten jedenfalls die Bayern das klügste deutsche Völkchen im Land sein.