Was Kochbücher mit KI zu tun haben

Kochbücher sind für den Buchhandel garantierte Bestseller (das meinte der Buchhändler meines Vertrauens von der Buchhandlung Holzbaum in Wien). Sie verkaufen sich immer und werden häufig als Geschenk gekauft. Was aber genau sind, bei näherer Betrachtung, Kochbücher?

Alles fängt mit der Idee einer Köchin an, die zu ihren Lieblingsspeisen die Rezepte niederschreiben und mit Appetit anregenden Bildern in gebundener Form veröffentlichen will. Dazu kauft sie Zutaten, mietet sich eine Profi-Küche oder eine idyllische am Land, bestellt einen Fotografen, zieht noch ein paar andere Köche als Ratgeber heran, holt sich von ihrer Mutter noch das ein oder andere Geheimrezept, und beginnt zu kochen. Die Rezepte werden mehrmals nachgekocht, die Mengen der Zutaten und die Koch- oder Backdauer variiert, bis die perfekten Mahlzeiten auf dem Teller gelandet ist. Die fein säuberlich notierten Rezepte werden von Fotos der köstlichen Speisen begleitet und gehen in den Druck.

Deutsche Leckereien für Hungrige, 40 Rezepte mit Schweizer Käse, Haubenküche für den Wuffi, Kochen mit Tic Tac. So und ähnlich lauten die Titel der Kochbücher.

Auszug aus der Ausgabe 01 des Satiremagazins Rappelkopf

Im Buchhandel kann man diese Meisterwerke erwerben, allerdings kommen sie nur mit der Anleitung, die Zutaten sind nicht inkludiert. Und möchte man statt europäischer Küche koreanische Speisen ausprobieren, findet aber beim Buchhändler des Vertrauens auf die Schnelle kein Kochbuch dazu, dann muss man sich diese Informationen aus unterschiedlichen Quellen im Internet schnell mal selbst zusammentragen.

Wer jetzt hungrig geworden ist und sich fragt, was denn das mit künstlicher Intelligenz zu tun hat, den bitte ich, sich nun einen Snack zu holen, und sich etwas zu gedulden. Es handelt sich um eine Analogie, die es leichter machen soll, einen Generative Pre-trained Transformer, oder kurz GPT, zu verstehen. GPT ist eine Software, die mit großen Datenmengen gefüttert und dank menschlicher Hilfe darauf geschult wurde, diese Daten neu zusammenzusetzen und beispielsweise Texte, Bilder, Videos, oder Musik zu generieren. Sie wurde ‚vor-trainiert‘ (pre-trained), wandelt (transforms) die Daten um und generiert Neues.

Eine solche KI ist wie ein Kochbuch. Es enthält Umwandlungsanleitungen und Parameter, die als Rezepte mit den Mischungsverhältnissen und Kochanleitungen vergleichbar sind. Jemand hat für uns die Rezepte schon mal ‚vorgekocht‘, also ‚vortrainiert‘, und uns die Arbeit abgenommen, die Rezepte selbst zu erstellen.

Eine GPT kann ich dann auf zwei Arten verwenden: entweder ich verwende eine App oder eine Webseite im Browser, oder ich lade das Modell herunter und installiere es lokal auf meinen Servern oder in der Cloud. Ersteres wäre, als ob ich in ein Restaurant ginge, und der Chef bereitet es für mich zu, und bei zweiterer wäre es, als ob ich das Kochbuch kaufe und die Rezepte zuhause nachkochen würde.

Nicht immer kann ich so eine KI einfach so für mich verwenden. Habe ich spezielle Daten, die ich in solch einem Modell verwenden will, dann muss ich ein sogenanntes ‚Finetuning‘ machen, also Anpassungen vornehmen. Im Kochbuch muss ich vielleicht einige Zutaten ändern, weil sie lokal nicht erhältlich sind oder ich und meine Gäste Unverträglichkeiten oder spezielle Ernährungswünsche haben. Oder ich füge eben noch Rezepte zu südkoreanischen Speisen hinzu.

Der Chefkoch in der KI wird als ‘Transformer‘ bezeichnet, der ein spezielles neuronales Netzwerk ist. Ein GPT ergänzt nicht nur einen Satz oder Bild um jeweils ein Wort (wie die Google-Suche) oder Pixel, sondern hält einen größeren Kontext über mehrere Sätze oder sogar Seiten von Text oder dem gesamten Bild, das es zu generieren gilt. Genauso wie ein Chefkoch den Überblick über das gesamte Menü des Abends haben muss.


Das ist ein kleiner Auszug aus meinem im Herbst erscheinenden Buch Kreative Intelligenz: Wie ChatGPT und Co die Welt verändern werden. Es kann bereits hier vorbestellt werden.

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