Wo sind bloß alle?

Die kanadische Musikerin Grimes war vor einigen Wochen Podcast-Gast bei Lex Fridman, der vor einigen Jahren als Forscher am MIT seine Unterhaltungen mit dem Fokus auf künstliche Intelligenz begann und mittlerweile regelmäßig eine Reihe von interessanten Persönlichkeiten aus anderen Disziplinen einlädt.

Wer Grimes nicht kennt, oder nur als Mutter zweier Kinder von Tesla-Chef Elon Musk, sollte sich trotzdem mit ihr auseinandersetzen. Im Podcast bot sie einige interessante Einblicke, nicht nur in ihre Musik und ihr Schaffen, sondern auch um Technologie und das Leben im Allgemeinen. Sie sagte selbst, dass ihre eigenen Fans womöglich genau das Gegenteil zu Technologie denken würden als sie. Sie bezeichnet sich ohne zu zögern als „Homo Technicus“ und erzählt von ihrer Faszination von Technologie und den Möglichkeiten wohin diese die Menschheit bringen wird.

Niemand da?

Eine Aussage ließ mich aufhorchen, als es um die Möglichkeit außerirdischen intelligenten Lebens ging. Dazu stellte der italienische Physiker Enrico Fermi schon 1950 bei einer Diskussion zu UFO-Sichtungen die Frage „Wo sind sie denn alle?“ Das nach ihm benannte Fermi-Paradoxon, wenn es denn auf anderen Planeten intelligentes Leben gäbe, warum hatten wir bisher keinen Kontakt mit ihnen, beschäftigt seither viele andere Forscher.

Der amerikanische Astronom Francis Drake entwickelte daraufhin die Drake-Gleichung, die eine Abschätzung von Leben im Universum abschätzen soll. Dabei fließen Parameter in die Gleichung ein, die die Anzahl der Sonnensysteme, die Planeten in einem Sonnensystem, die Wahrscheinlichkeit nach einfachem und nach intelligentem Leben und etliche andere Faktoren berücksichtigen.

Das Universum als Party

Andere verglichen das Universum mit einer Party, die beispielsweise um 18 Uhr beginnt und um vier Uhr früh endet. Wobei im kosmischen Sinn 18 Uhr mit dem Urknall gleichzusetzen ist und vier Uhr mit dem Erscheinen der Menschen. Dabei wäre erstes intelligentes Leben um beispielsweise 19:27 Uhr für zwei Sekunden auf der Party erschienen. Weitere dann um 19:43 für eine halbe Sekunde. Sie kamen, es war niemand da, und dann sind sie gegangen. Wobei ‚gegangen‘ hier bedeutet, diese Zivilisation erlosch.

Es waren vielleicht schon eine Menge Partygäste da, aber viele begegneten sich gar nicht, weil jeder zu einem anderen Zeitpunkt erschienen war.

Spekulationen, warum wir uns immer „verpassen“, gibt es viele. Von der Unwahrscheinlichkeit von vielzelligen Lebensformen, zu der Schwierigkeit von interstellaren Reisen, bis hin zu der pessimistischen Sicht, dass Zivilisationen, die Technologien entwickeln können, die immer potenter werden, diese irgendwann dazu einsetzen sich selbst auszulöschen. Man denke da an die Menschheit und deren Besitz von Nuklearwaffen.

Die Verantwortung

Grimes jedoch brachte eine andere Sichtweise auf die Dinge und sagte, was ist wenn wir tatsächlich die erste intelligente Lebensform in den 14,7 Milliarden Jahren seit dem Urknall wären? Wäre das nicht ein – in ihren Worten – „heiliger Moment“, den wir da gerade miterleben würden? Und wären wir Menschen damit nicht mit einer außerordentlich großen Verantwortung betraut worden? Von wem auch immer…

Wenn dem so wäre, dann erscheinen wir doch eher wie ein Kleinkind, das da herumstolpert und ständig den Atomknopf in Reichweite hat, oder eine Leine, an der wir schon ziehen und unseren Planeten unbewohnbar machen. Das wäre eine Verantwortung, die für unseren geistigen Reifezustand doch zu hoch angesetzt schien.

Und da kommen wir wieder zu Grimes Erklärung zurück, sie bezeichne sich als „Home Technicus“. Vielleicht ist diese Verschmelzung von Menschen mit ihren Technologien eigentlich die Chance, dass wir nicht nur unsere eigenen Technologien überleben, sondern auch erst biologisch fit werden, intelligentes Leben im Universum zu verteilen.

Das „Wo sind bloß alle?“ wird zu einem „Wir bringen euch alle!“ Und das beginnt in den kommenden Jahren mal mit dem Mond und dem Mars.

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